Samstag, 14. April 1945
Gewalt gegen Zwangsarbeiter*innen am Kriegsende
Während in Berlin in aller Eile Verteidigungsanlagen errichtet werden, stehen sowjetische Truppen bereits westlich der Oder. Angesichts der sich abzeichnenden Niederlage spitzt sich die Lage für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter weiter zu. Zahlreiche ausländische Arbeitskräfte und unzählige KZ-Häftlinge fallen der mörderischen Gewalt der letzten Kriegswochen durch Gestapo, SS, Wehrmacht und teilweise auch durch Einheiten des „Volkssturms“ zum Opfer.
Bekannt geworden ist ein Befehl des "Reichsführers SS" Heinrich Himmler vom 14. April 1945 an die Kommandanten der Konzentrationslager und Leiter der Gefängnisse, der oftmals als Auftakt der „Todesmärsche“ bezeichnet wird: Kein Häftling dürfe lebend in die Hände der alliierten Truppen fallen. Auch wenn sich ein zentraler Befehl Himmlers zur Ermordung von KZ-Häftlingen und der ausländischen Zwangsarbeiter*innen – zumindest schriftlich – nicht belegen lässt, so sind auch die Evakuierungen der Lager und Gefängnisse in und um Berlin immer wieder von massiver Gewalt bis hin zu gezielten Erschießungen begleitet. Zehntausende KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen werden kurze Zeit später aus Sachsenhausen, Ravensbrück und anderen Lagern in westliche Richtung in Bewegung gesetzt. Kurz vor Kriegsende lässt die SS Gefängnisse, so etwa das Hausgefängnis der Gestapo in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße, räumen und die Insassen hinrichten.
Weit verbreitet unter der NS-Führung und der deutschen Zivilbevölkerung ist die Angst vor Widerstand und Racheaktionen durch die zivilen Zwangsarbeiter*innen und geflohenen Häftlinge. Im Berliner Stadtgebiet kommt es immer wieder zu Gewaltaktionen gegen ausländische Arbeiter*innen. So berichtet der ehemalige französische Zwangsarbeiter François Cavanna: „Mit strammgespannter Bauchhaut machen wir uns wieder auf den Weg zu unsrer elenden Baustelle. Die befindet sich in der Gegend Uhlandstraße. (…) Sie haben Dachbalken in die Trümmer gerammt. Sie haben drei Mädchen und einen Kerl dran festgebunden. Russen. Sie haben jedem eine Kugel ins Genick gejagt. Ihre zerschmetterten Köpfe hängen ihnen auf die Brust.“