1945 NS-Zwangslager in Berlin

Zu ende, aber nicht vorbei

Ronald de Ruiter berichtet von der Befreiung seines Vaters Piet

Piet de Ruiter

Piet de Ruiter wird 1924 als Sohn eines Polizisten in Groningen in den Niederlanden geboren. Nach seinem Schulabschluss arbeitet er zunächst im Büro eines Sanitärartikelgeschäfts. Mit Kriegsbeginn versucht Piet angesichts des drohenden Zwangsarbeitseinsatzes unterzutauchen, was ihm jedoch nicht gelingt. Nach einer Vorladung auf das Arbeitsamt wird er im Januar 1943 zum Einsatz nach Hannover geschickt. Hier muss Piet in der Akkumulatorenfabrik (AFA) des Quandt-Konzerns Zwangsarbeit leisten. Seine Aufgabe besteht darin heruntergefallene Batterien aus einem Säurebad zu sammeln. Untergebracht wird er in einem Zivilarbeiterlager direkt neben einem Außenlager des KZ Neuengamme. Während seiner Zeit als Zwangsarbeiter dokumentierte Piet de Ruiter seine Erfahrungen in einem Tagebuch. Als ihm seine Eltern 1944 eine Fotokamera zuschickten, beginnt er seinen Alltag sowie jenen der anderen Zwangsarbeiter:innen auch fotografisch festzuhalten. So entsteht ein einmaliger Fotobestand mit circa 300 Bildern.

Im April 1945 wird Piet von amerikanischen Truppen befreit und kann mit Zug und Fahrrad nach Groningen zurückkehren. 1951 heiratete er seine Frau, mit der er drei Kinder bekommt. Für die erlittene Zwangsarbeit erhält er später Entschädigungszahlungen. Piet de Ruiter verstirbt im Jahr 2017. Gemeinsam haben die Geschwister Anneke, Peter und Ronald de Ruiter ein Buch mit den Tagebucheinträgen und Fotos ihres Vaters veröffentlicht.