Sowjetunion

Neukölln: "Es lebe die Große Rote Armee!"

„Es lebe die Große Rote Armee, unsere Befreiungsarmee!
Dieser Tag ist der glücklichste Tag, so kann man sagen, in meinem jungen Leben. Ich, ein siebzehnjähriger Junge, wurde unter Zwang nach Deutschland verschleppt, zum Leiden und zum Kummer verurteilt. Die Rote Armee hat uns letzten Endes befreit. Jetzt kann ich nach Hause zurückkehren, jetzt kann ich Heimatluft mit voller Brust ein- und ausatmen. Ich werde frei für meine Heimat arbeiten...
Als die Eroberung Berlins begann, war der Himmel von sowjetischen Flugzeugen voll. Die Faschisten verschanzten sich sehr gut. Ich befand mich mit einem Freund in einem Versteck nahe unserer Baracke. Die Kämpfe waren erbittert… Die Deutschen schossen noch mit den Maschinengewehren aus den Nachbarhäusern. Die Schlacht war aber bereits im Großen und Ganzen gewonnen. Jetzt sah ich mit eigenen Augen die Stärke der Roten Armee… Jetzt befinden wir uns unter Landsleuten. Ich war so froh! Ich begann zu weinen.“

(Aus dem Tagebuch des ehemaligen Zwangsarbeiters Wasyl Timofejewitsch Kudrenko)

Wasyl Timofejewitsch Kudrenko ist 16 Jahre alt, als er 1943 aus einem ukrainischen Dorf nach Berlin verschleppt wird. Als „Zwangsverpflichteter“ muss er auf Berliner Friedhöfen Gräber ausheben. Gemeinsam mit ca. 100 anderen „Ostarbeitern“ lebt Kudrenko in einem von der evangelischen Kirche betriebenen Zwangslager auf dem Friedhof der Jerusalems- und Neuen kirchgemeinde, zwischen Hermannstraße und Flughafen Tempelhof. In seinem Tagebuch notiert er Tag für Tag seinen Blick auf das Leben im Lager, die harte Arbeit, den Hunger und die alltägliche Bedrohung durch Bomben und Gestapo. Wie die meisten der männlichen ehemaligen „Ostarbeiter“ wird Kudrenko nach der Befreiung verhört und anschließend in die Rote Armee eingegliedert, um seinen Militärdienst abzuleisten.

(Quelle: Wasyl Timofejewitsch Kudrenko, „Bist du Bandit?“, Berlin: Wichern-Verlag 2005, S. 72)

Sonntag, 22. April 1945

Teltow: Nikolaj Fjodorowitsch Galuschkow

„Am 22. April wurden alle 37 Menschen herausgeführt. Wir wurden durchgezählt und gefesselt. Ich wurde mit Uljantschenko zusammengefesselt. Es wurden noch drei Leute dazu gebracht. So wurden wir 40. Darunter war eine Frau. Und ein alter Mann, der nicht ganz bei Verstand war. Wir wurden schnell weggeführt. In der Nähe gab es eine U-Bahn-Station. Ich habe vergessen, wie sie hieß. Wir kamen in die Friedrichstraße… Die Leute schauten uns an mit Schrecken, wir waren ja völlig abgezehrt. Halbskelette standen dort... Danach sind wir noch einmal umgestiegen. Ostkreuz… Ostbahn… Großbeeren, daran erinnere ich mich.“

„Es gab eine sehr starke Bewachung bis Teltow. Weiter führte man uns zu Fuß… Wir haben das Ziel erreicht. Eine Baracke. Dort gab es einen SS-Verband, der uns entgegentrat. Wir wurden vor der Baracke aufgestellt. Als Kleidung hatten wir nur Hose und Hemd. Trotzdem wurden wir gründlich durchsucht. Eine gewisse Zeit später trat einer von der Truppe nach vorne: Schnell! Panzer!
Dann mussten wir antreten. Wir klammerten uns aneinander. Ein SS-Mann schlug mich mit dem Gewehrkolben auf den Hinterkopf und ich ging zu Boden. Als die Schießerei begann, fielen alle um, sofort. Als ich wieder zu mir kam, war Stille, nur die Verwundeten stöhnten. Ich lag neben einem Haufen lebloser Körper und sah einen ersten russischen Panzer heranrollen. Die rettende Sowjetarmee hatte Berlin erreicht.“


1942 wird Nikolaj Fjodorowitsch Galuschkow aus der russischen Stadt Perwomajskij in das Deutsche Reich verschleppt. Der 15-jährige wird als Totengräber in das „Friedhofslager“ an der Hermannstraße in Neukölln geschickt. Das Zwangslager wird eigens von den 42 Berliner Kirchengemeinden betrieben. Tag für Tag müssen Galuschkow und seine Kameraden im ganzen Stadtgebiet Gräber ausheben und Tote bestatten. Beim Versuch mit anderen Mitgliedern einer Widerstandsgruppe zu fliehen, fällt er der Gestapo in die Hände. Galuschkow wird in das Gestapo-Hausgefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße gebracht, wo man ihn und 30 andere Gefangene nach zwei Monaten Haft, Folter und Verhören zum Tod durch Erschießen verurteilt.
Am 22. April schaffen SS-Leute Galuschkow und seine Mithäftlinge mit der S-Bahn nach Teltow, am südlichen Stadtrand von Berlin. Als das Erschießungskommando das Feuer auf die dichtgedrängte Gruppe eröffnet, wird Galuschkow unter den Körpern der anderen begraben. Er überlebt die Mordaktion in letzter Sekunde, als plötzlich sowjetische Panzer anrücken - die Gestapo zieht ab, noch bevor Galuschkow von den Schüssen getroffen wird.
Unmittelbar nach der Befreiung zieht das sowjetische Militär Galuschkow zur Ableistung seines Wehrdienstes ein. Später zieht er nach Komi am nördlichen Polarkreis, dann nach Orel, nahe Moskau. Er arbeitet als Lokomotivheizer und Maschinist.

Mittwoch, 2. Mai 1945

Während die Kampfhandlungen in Berlin noch anhalten, beginnt der deutsche General Helmuth Weidling in den frühen Morgenstunden mit der Abfassung des Kapitulationsbefehls. Ab dem Mittag des 2. Mai fahren Lautsprecherwagen mit je einem sowjetischen Offizier und einem deutschen Militärangehörigen durch die Stadt, um den Kapitulationsbefehl zu verkünden. In den Kellern des Reichstags wird noch bis 13 Uhr gekämpft. Ab etwa 17 Uhr sind alle Kämpfe in der Stadt eingestellt.

Für circa 370.000 Zwangsarbeiter*innen im gesamten Berliner Stadtgebiet - zivile Verschleppte, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge - endet die Ausbeutung durch das nationalsozialistische Regime. Nicht wenige von ihnen befinden sich in diesem Moment noch an ihren Arbeitsplätzen. Einige waren bereits in den Tagen zuvor aus den Lagern geflohen oder hielten sich in der Stadt versteckt. Andere warteten in den Lagern ab, ihre Arbeitsstelle war seit Tagen nicht mehr erreichbar.
Der Zustand, in dem die sowjetischen Einheiten die Zwangsarbeiter*innen vorfinden ist recht unterschiedlich. Jene die in der Landwirtschaft oder im Dienstleistungssektor eingesetzt wurden, sind meist ein wenig besser dran als ihre Leidensgenossen in der Rüstungsindustrie. In einer besonders schlechten Verfassung sind die befreiten KZ-Häftlinge.

Die die enorm große Zahl von befreiten Zwangsarbeiter*innen stellt die Alliierten vor riesige Herausforderungen. Viele machen sich in den nächsten Tagen und Wochen zu Fuß oder mithilfe von unterschiedlichen Fuhrwerken auf den Heimweg. Andere gelangen in die Displaced Persons Camps, die die alliierten Militärverwaltungen im ganzen Stadtgebiet einrichten. Von hier aus werden Rücktransporte organisiert. Wieder andere bleiben in der Stadt, sie wissen nicht wohin.

Denn während die einen diesen Tag als Befreiung erleben, scheuen andere die Rückkehr in die Heimat. Sie fürchten, als Verräter gebrandmarkt oder der Kollaboration verdächtigt zu werden, da sie für „den Feind“ gearbeitet haben. Zu Hause angekommen, werden die meisten ehemaligen Zwangsarbeiter*innen jahrzehntelang nicht über ihr Schicksal sprechen.

 

Donnerstag, 10. Mai 1945

Lichtenberg: Theodor Wonja Michael

„Der sowjetische Offizier blätterte in seinem Arbeitsbuch, sah mich an und fragte mich, was ich hier in Deutschland zu suchen hätte. Ich war konsterniert und erklärte, dass ich doch hier geboren sei. Mein Vater sei, nachdem Kamerun deutsche Kolonie geworden war, nach Berlin gekommen… Ob ich für die Nazis gearbeitet hätte, war die nächste Frage. Wahrheitsgemäß antwortete ich, dass ich als Fremdarbeiter kriegsdienstverpflichtet gewesen sei, hier in diesem Lager untergebracht war und in einem Rüstungsbetrieb gearbeitet hatte… Aus dem Gespräch hatte sich ein strenges Verhör entwickelt, das für mich unangenehm wurde (…) Es war so unwahrscheinlich, dass ein schwarzer Deutscher nach dem Krieg noch am Leben sein würde, dass ich der Kollaboration verdächtigt wurde… Das Jahr 1945 war ein schreckliches, das härteste meines Lebens: Was würden Sie antworten, wenn man Ihnen vorwirft, dass Sie noch am Leben sind? Um das Sprichwort zu gebrauchen, ich saß immer zwischen zwei Stühlen".

Theodor Wonja Michael kommt am 15. Januar 1925 als jüngster Sohn von Theophilius Wonja Michael aus Kamerun und dessen deutscher Ehefrau Martha (geb. Wegner) in Berlin zu Welt. Bereits ein Jahr nach der Geburt stirbt seine Mutter. Als der Vater 1934 ebenfalls verstirbt, ist Michael erst 9 Jahre alt. Unter teils erbärmlichen Zuständen wächst er bei Pflegeeltern auf, die Profit aus ihm schlagen wollen und Michael bei „Völkerschauen“ auftreten lassen.

Als Berliner Klassenkameraden dem 9-Jährigen von den Treffen der NSDAP-Nachwuchsorganisation „Jungvolk“ vorschwärmen, möchte auch er Mitglied werden. Zu seiner Überraschung wird er abgelehnt und weggeschickt. Da spürt Michael zum ersten Mal, dass er nicht dazugehört, erinnert er sich später. 1939 schließt er die Volksschule ab, kann aber aufgrund der diskriminierenden Nürnberger Rassengesetze keine Ausbildung beginnen.

Um sein Überleben zu sichern, versucht Theodor Wonja Michael von nun an, möglichst unsichtbar zu bleiben, ständig begleitet von der Angst vor Verhaftung und vor Zwangssterilisation: „Das war ja das Wichtige für uns in der Nazizeit: nicht auffallen. Ich tat alles, um nur ja nicht aufzufallen.“ So arbeitete er zwischenzeitlich als Portier in einem Hotel, wird jedoch aufgrund der Beschwerde eines Gastes „über seine Hautfarbe“ entlassen. Michael wird auch sein Pass aberkannt, er ist nun staatenlos.

Als Afrodeutscher erlebt Theodor Wonja Michael den Nationalsozialismus als Zeit voller Widersprüche: „1943 wurde ja nach der Ausrufung des ‚totalen Kriegs‘ wirklich jeder einzogen, der noch ein Gewehr tragen konnte. Ich jedoch wurde nicht eingezogen und ich kann nur sagen, dass ich dem lieben Gott heute noch dankbar dafür bin.“
1943 wird der 18-Jährige jedoch zur Zwangsarbeit verpflichtet. Für die Munitionsfabrik J. Gast in Lichtenberg muss er von nun an in der Rüstungsproduktion arbeiten, täglich 10 bis 12 Stunden. Als Unterkunft wird ihm ein „Fremdarbeiterlager“ am Adlergestell zugewiesen. Da er nur Deutsch spricht, beäugen ihn die anderen Zwangsarbeiter*innen misstrauisch. Mit viel Glück übersteht Michael im Freien mehrere Bombenangriffe. Als sogenannter „Artfremder“ ist ihm der Zugang in den Luftschutzbunker verwehrt.
Am 20. April 1945 erlebt Theodor Wonja Michael in der Lichtenberger Fabrik die Befreiung. Doch erneut findet er sich in einer paradoxen Situation wieder, denn die sowjetischen Befreier bezichtigen Michael zunächst der Kollaboration mit den Nazis.

Nach Kriegende holt Michael das Abitur nach und studiert unter anderem in Hamburg und Paris. Später arbeitet er als Journalist und Redakteur. 1971 beginnt Michael für den Bundesnachrichtendienst zu arbeiten. Er ist der erste Schwarze Bundesbeamte im höheren Dienst. Zugleich engagiert er sich in der afrodeutschen Community. Theodor Wonja Michael stirbt am 19. Oktober 2019 in Köln.

„Die Befreiung ist für mich bis heute ein wunder Punkt. Dazu muss ich sagen, dass Deutschland meine Heimat war und ist. Und dann sieht man auf einmal die Heimat kaputt und zerschlagen. Man selbst ist frei: Das ist wunderbar! Es ist ein herrlicher Gedanke, frei zu sein von den Belastungen, die man vorher gehabt hat. Aber ist man wirklich frei?“

(Quellen: Theodor Michael, „Deutsch sein und schwarz dazu. Erinnerungen eines Afro-Deutschen,“ München: DTV, 2013; Interview von Corinna Spies mit Theodor Michael vom 23. März 2014; „Theodor Michael Wonja, dernier rescapé noir des camps de travail nazis, est mort,“ Le Monde, 25. Oktober 2019; Abbildungen: Privatbesitz)

 

Samstag, 12. Mai 1945

Heimkehr? Wasyl Timofejewitsch Kudrenko

"Ich verließ das verfluchte, zerstörte Berlin. In dieser Stadt habe ich zweieinhalb Jahre gelebt. Ich gehörte jetzt zu einer sowjetischen Militäreinheit. Uns wurde befohlen, um 6.00 Uhr die Stadt zu verlassen und uns Richtung Oder zu bewegen. Wir gingen zu Fuß und begleiteten gefangene Faschisten. Wir gingen von 6.00 Uhr früh bis zur Mitternacht. Der Tag war heiß...
Am Himmel sah man Hunderte sowjetischer Flugzeuge, neben uns fuhren blitzschnell gepanzerte Fahrzeuge und Motorräder... Wir übernachteten in einem Dorf. Um 6.00 Uhr früh waren wir wieder unterwegs. Auf dem Weg holten uns unsere LKWs ein. Wir durften einsteigen und eine Strecke mitfahren. Damit erreichten wir unser Ziel sehr schnell…
Unsere Einheit wurde in einem Dorf stationiert. Ich war nach diesem ungewöhnlich langen Marsch erschöpft... Nach dem Schlaf rief mich Subzov, Oberleutnant der Garde. Er sagte: 'Wenn du willst, kannst du bei uns bleiben. Du musst dann alle Befehle ausführen und einfach ein guter Kerl sein.' Ich antwortete: 'Jawohl, Genosse Oberleutnant' Seitdem diene ich als sein Helfer."


Wasyl Timofejewitsch Kudrenko ist 16 Jahre alt, als er 1943 aus dem ukrainischen Dorf Balaklija nach Berlin verschleppt wird. Als „Zwangsverpflichteter“ muss er auf den Berliner Friedhöfen Gräber ausheben. Gemeinsam mit ca. 100 anderen „Ostarbeiter*innen“ lebt Kudrenko in einem von der evangelischen Kirche betriebenen Zwangslager auf dem Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde an der Neuköllner Hermannstraße. In seinem Tagebuch notiert er Tag für Tag seinen Blick auf das Leben im Lager, die harte Arbeit, den Hunger und die alltägliche Bedrohung durch Bomben und Gestapo.

Nach seiner Befreiung am 24. April 1945 durch die Rote Armee, steht Kudrenko zunächst im Verdacht, als Vaterlandsverräter mit den Nazis kollaboriert zu haben. Wie Hunderttausende andere befreite "Ostarbeiter" ist er zunächst den Verhören des sowjetischen Geheimdienstes ausgesetzt.
Am 25. Mai erhält er die Aufforderung, sich vor der Rückreise in die Sowjetunion im Durchgangslager Töpchin bei Zossen zu melden. Hier erfährt er, dass alle ehemaligen Mitinsassen aus dem Friedhofslager unmittelbar nach der Befreiung zum Wehrdienst in die Rote Armee einberufen worden sind.

Am 1. Juni wird Kudrenko von einem sowjetischen Leutnant im Durchgangslager Töpchin verhört. In seinem Tagebuch notiert er: "Heute wurde ich von einem Leutnant verhört, der mein Tagebuch gelesen hat. Er fragte: 'Sie sagten im November 1944 deutschen Arbeitern, dass bald Stalin kommt. Die Gestapo wusste das. Warum wurden Sie nur verhört und nicht verhaftet!?' Ich beteuerte: 'Ich bin im kommunistischen Geist erzogen worden, ein einfacher Sowjetmensch, unter Zwang nach Deutschland verschleppt. Mein Leben war gefährdet. In Deutschland verhielt ich mich als echter Patriot.' Der Leutnant behauptete, ich lüge."
(Tagebuch, Samstag, 9. Juni 1945)

Kudrenko gelingt es, den Leutnant von seiner Loyalität zu überzeugen. Zwei Tage später darf er sich auf den Weg Richtung Osten machen. Mit dem Zug gelangt Kudrenko über Cottbus und Glogow in das schlesische Rawicz. Hier muss er sich einem weiteren Verhör in einem sowjetischen Durchgangslager stellen. Im Lager werden alle registrierten Jahrgänge 1920-27 für die landwirtschaftliche Arbeit nahe Hermannstadt eingeteilt. Erst am 29. August 1945 erhält Kudrenko seine Dokumente für das Prüfverfahren und wird von Rawicz aus nach Hause geschickt. Von der "leuchtenden Zukunft der Sowjetunion" ist er weiterhin überzeugt.

Am 16. Oktober 1945 erreicht Kudrenko sein Elternhaus in Balaklija. Hier enden auch seine Tagebuchaufzeichnungen. Sein Heimatdorf ist größtenteils abgebrannt. Vor der Befreiung, so erinnert sich Kudrenko später, hatte er mit einer Rückkehr aus Deutschland nicht mehr gerechnet.

(Wasyl Timofejewitsch Kudrenko, „Bist du Bandit?“ Das Lagertagebuch des Zwangsarbeiters Wasyl Timofejewitsch Kudrenko, Berlin: Wichern-Verlag 2005, S. 132f.)

Sonntag, 13. Mai 1945

Pertrix-Batteriefabrik: Rückkehr nach Polen

„Es gab eine ganze Gruppe von Polen, und wir, d.h. mein Papa und ich, gesellten uns zu ihnen. Wir liefen zu Fuß, kannten den Weg nicht. Wir waren hungrig und erschöpft. Es lag uns sehr daran, Berlin und überhaupt das deutsche Land so schnell wie möglich zu verlassen. Wir gelangten nach Posen, wo an der Bahnstation ein Zug mit vielen Wagen stand. Das russische Militär nahm verschiedene Maschinen aus den Fabriken und brachte sie nach Russland weg. Sie nahmen uns in einem Waggon auf, in dem bereits ein Dutzend Soldaten saßen, die die Maschinen bewachen sollten… Zum Glück gelangten wir nach Warschau. Von Warschau waren nur Trümmer geblieben, es gab keine Straßen, keine Häuser. Dort erfuhren wir, dass die Deutschen die Kapitulation unterzeichnet haben.“
(Erinnerungen der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Janina Łyś)

Janina Łyś wird am 3. Dezember 1923 in Mokre bei Zamość (heutiges Ostpolen) geboren. Ihre Kindheit verbringt sie in Lublin, wo sie ein privates Gymnasium besucht. Im Sommer 1939 wird der Vater zum Wehrdienst eingezogen. Er kehrt Ende 1942 zurück, als die deutschen Behörden gerade damit beginnen, im Rahmen des „Generalplans Ost“ die nicht-jüdische Bevölkerung von Zamość und Umgebung nach Deutschland zu deportieren.
Janina und ihre Eltern werden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Im Durchgangslager Wilhelmshagen wird die Familie der Batteriefabrik Pertrix (Quandt-Konzern) in Berlin-Schöneweide zugeteilt. Untergebracht sind sie von nun an in einer Baracke in der Adlershofer Straße (Heute: ungefähr Bruno-Bürgel-Weg 84). Janina Łyś muss täglich von 7 bis 18 Uhr an einem Fließband arbeiten, wo sie Elektrolyt in Batteriehülsen füllt. Die Arbeit ist extrem gefährlich, Arbeitshandschuhe werden ihr verweigert. Eingearbeitet wird Janina von einer Berliner Jüdin, die wenige Wochen später verschwindet. Die Pol*innen aus der Region Zamość waren als Ersatz für in die Vernichtungslager deportierte Deutsche Jüd*innen in die Fabriken geholt worden.

Die Ernährungssituation im Lager ist sehr schlecht. Manchmal kann Janina von ihrem geringen Lohn allerdings etwas Gemüse kaufen. Bei Luftangriffen können die Zwangsarbeiter*innen im Lager sich nur sehr schlecht in Splitterschutzgräben schützen. Noch 1943 wird Janinas Mutter wegen einer Erkrankung zurück nach Polen geschickt.
Kurz vor Kriegsende, Anfang April 1945, wird Janina Łyś von einem Meister misshandelt, der ihr androht, sie wegen Arbeitsverweigerung bei der Gestapo anzuzeigen. Sie wehrt sich und warnt den Mann, ihn nach dem sowjetischen Einmarsch bei den Russen zu melden. Diese Drohung zeigt offenbar Wirkung und der Meister lässt von ihr ab: Die Angst vor der herannahenden Roten Armee ist im Frühjahr 1945 in der deutschen Bevölkerung bereits sehr groß. Kurze Zeit später erlebt Janina in Schöneweide die Befreiung.

Einige der ehemaligen Zwangsarbeiter*innen aus Polen berichten später, dass sie sich noch im Frühjahr und Sommer 1945 zu Fuß, mit Fahrrädern oder mit etwas Glück auf der Ladefläche eines LKWs oder Güterzugs auf den Heimweg machten. So auch Janina Łyś: Gemeinsam mit ihrem Vater schlägt sie sich nun zu Fuß nach Poznań durch. Von dort aus gelangen sie auf einem Güterzug über Warschau nach Zamość. Nicht wenige Pol*innen sperren sich jedoch gegen die Rückkehr: Sie lehnen das neue kommunistische System in ihrer Heimat ab oder möchten nicht in das von der Sowjetunion annektierte Ostpolen zurückkehren. Während ein Großteil der Displaced Persons (DP) aus der Sowjetunion noch 1945 repatriiert wird, versucht ein Teil der befreiten Pol*innen nach Nordamerika auszuwandern. Viele gelangen als „Heimatlose Ausländer“ nach Westdeutschland.

Janina Łyś heiratet noch 1945 und lebt anschließend mit ihrem Mann und den 1948 und 1954 geborenen Kindern in Danzig und Warschau. Infolge ihrer Arbeit bei Pertrix leidet sie ihr Leben lang unter gesundheitlichen Problemen.

(Quellen: Erinnerungsbericht der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Janina Łyś vom 9. Juli 2014, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit; „Für immer gezeichnet. Die Geschichte der ‚Ostarbeiter‘, Hrsg. Memorial International, Moskau und Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, Ch. Links Verlag: Berlin 2019)

Dienstag, 15. Mai 1945

U-Bahnhof Alexanderplatz: Marcel Elola

„Nach diesem anstrengenden Tag sind wir in unsere Unterkunft zurückgekehrt, haben von Herzen gegessen und sind dann in den nächtlichen Schlaf verfallen. Am nächsten Tag sind die Russen wiedergekommen und ließen uns wissen, dass sie Freiwillige für den Kampf gegen die Nazis suchten. Nach allem, was wir von dieser Armee erfahren hatten …, meldete sich niemand von uns freiwillig. Das war sicherlich der auslösende Grund, dass die Sowjets dafür entschieden, unsere Abreise vorzubereiten. Im Laufe des Tages wurden Wächter an allen Ausgängen postiert. Unsere Abreise in die Sowjetunion stand bevor, aber niemand war sich dessen bewusst. Hätten wir gewusst, was uns erwartet, hätten sich viele von uns sicherlich in der Nacht in die Felder geschlagen.“
(Erinnerungen des französischen Zwangsarbeiters Marcel Elola)

Marcel Elola ist 21 Jahre alt, als er im März 1943 in Paris von der französischen Polizei gefangenen genommen und den deutschen Besatzern übergeben wird. Als Zwangsarbeiter wird er zunächst nach Oranienburg gebracht, hat jedoch Glück: Als gelernter Fleischer kommt er in einem privaten Betrieb in Berlin-Schöneberg unter. Später wird er einem SS-Versorgungsbetrieb zugeteilt, wo er knapp einen Bombeneinschlag überlebt. Aufgrund seiner Arbeit in der Lebensmittelversorgung, hat Elola Zugang zu wichtigen Nahrungsmitteln, was ihm das Überleben sichert. Andere Zwangsarbeiter*innen werfen ihm deshalb Kollaboration mit den Deutschen vor. Nach schweren Bombenangriffen, die das Lager zerstören, kann Elola gemeinsam mit anderen Internierten eine Wohnung in der Stadt beziehen.

Mitte April 1945 erlebt Marcel Elola den anhaltenden Beschuss Berlins durch die Alliierten im U-Bahnhof Alexander Platz. Hunderte Menschen suchen Schutz auf den Bahnsteigen des Berliner Tunnelsystems. Hier beobachtet Elola, wie Einheiten der SS und der Feldgendarmerie ununterbrochen Papiere kontrollieren und Deserteure zum Erschießen in den U-Bahntunnel führen. Kurz darauf müssen auch alle „Ausländer“ den Bahnhof verlassen und werden von bewaffneten SS-Einheiten als Marschkolonne durch das Stadtzentrum in Richtung Westen geführt. Erst als am nächsten Morgen die Bewacher davonlaufen, begreift Elola, dass die Rote Armee nicht mehr weit weg ist. In einem Dorf kurz vor Nauen erlebt er die Befreiung: „Gegen 18 Uhr am Abend wird die sowjetische Fahne mit Hammer und Sichel in der Mitte des Hofes gehisst. Mit dem, was gerade zur Hand ist, fabrizieren wir eine französische Flagge. Die Soldaten stimmen nach langem Hin und Her zu, sie neben der russischen Flagge zu hissen. Ein Pole muss übersetzen.“

Von den Rotarmisten werden Elola und die Anderen nun zur Einebnung eines Flugplatzes auf einem nahegelegenen Feld eingesetzt. Die Arbeit ist hart und erschöpfend. Wenige Tage später lässt man sie auf LKWs steigen. Stoßstange an Stoßstange fahren sie in einem langen Zug in Richtung Osten. Auf den Ladeflächen sitzen Italiener, Niederländer, Serben, Polen und einige Franzosen. Auch ehemalige sowjetische Kriegsgefangene sind unter ihnen. Als die Kolonne nach 1.200 km ein Lager kurz vor Odessa erreicht, beschließt Elola zu fliehen. Gemeinsam mit zwei Niederländern und zwei Deutschen gelingt es ihm, die Wachen zu umgehen. Den deutschen Fahrer eines Versorgungs-LKWs können sie überreden, die Gruppe mit in Richtung Westen zu nehmen. Am Morgen des 19. Mai 1945 erreichen sie Fürstenwalde. Elola kehrt nach Berlin zurück, um von dort aus einen Weg in seine Heimat zu finden. Am 6. Juni 1945 erreicht er den Bahnhof Gare de l’Est in Paris. „Später,“ so erinnert sich Elola, „haben wir erfahren, dass die übrigen, nicht aus dem Lager in Odessa geflüchteten Franzosen erst viele Jahre später aus der UdSSR zurückgekommen sind.“

(Marcel Elola: „Ich war in Berlin“. Ein französischer Zwangsarbeiter in Deutschland 1943-1945, Berlin: Divers Gens/Edition Berliner Unterwelten, 2005, S. 96)

Donnerstag, 17. Mai 1945

"Prüf- und Durchgangslager": Rückkehr in die Sowjetunion

Unmittelbar nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1945 gelingt es den Alliierten schnell, eine Grundversorgung für die unzähligen Displaced Persons (DP) in Berlin sicherzustellen. Auch eine zügige Rückkehr in die Heimatländer soll gewährleistet werden, so werden bis zum Spätsommer 1945 fast täglich Tausende ehemalige Zwangsarbeiter*innen in ihre Herkunftsländer zurückgeführt. Im August 1945 leben in Berlin nur noch knapp 23.000 ausländische Staatsbürger.

Bereits im Februar 1945 war auf der Konferenz von Jalta zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion vereinbart worden, dass sowjetische Staatsangehörige in separaten DP-Lagern zu sammeln und „ohne Rücksicht auf individuelle Wünsche“ in die Sowjetunion zurückzuschicken seien. Hierfür wird eigens eine „Repatriierungsbehörde“ für die Rückkehr der Sowjetbürger geschaffen.

Allein aufgrund der Tatsache, dass sie in deutsche Gefangenschaft geraten waren, stehen nun viele von ihnen unter dem Verdacht des Verrats. Ähnlich misstrauisch wie die sowjetischen Kriegsgefangenen werden die zivilen Zwangsarbeiter*innen beäugt, die man pauschal der Kollaboration mit den Nationalsozialisten bezichtigt. Nicht selten versuchen sie sich aus Angst vor Repression in der Heimat einer Rückführung zu entziehen.

Der Großteil der sowjetischen DPs wird vor der Rückkehr in sogenannten „Prüf- und Durchgangslagern“ registriert und befragt. Teilweise werden derartige „Prüflager“ kurzerhand in den befreiten Zwangslagern des NS-Regimes eingerichtet. Im sowjetischen Hinterland entstehen daneben „Prüf- und Filtrationslager“. Hier werden die Rückkehrer*innen politisch überprüft und von Mitarbeitern des „Volkskommissariat für innere Angelegenheiten“ (NKWD) intensiv befragt.

Die ehemalige ukrainische Zwangsarbeiterin N. S. Wladyschtschenko wird unmittelbar nach der Befreiung bei Berlin in die Rote Armee rekrutiert. Sie erinnert sich: „In der Sowjetarmee wurden wir mit Vorsicht aufgenommen, einige Male führten Mitarbeiter von Sonderabteilungen Gespräche mit mir. Mit solchem Verhalten wurde ich auch später in der Ukraine konfrontiert. Im Ergebnis dessen konnte ich in der ersten Zeit keine Arbeit finden.“

Wer als verdächtig gilt, landet unter Umständen in einem Arbeitsbataillon oder einem Straflager in der Sowjetunion. Auch Galina Ippolitowna Wertaschonok muss sich nach ihrer Befreiung in Berlin wiederkehrenden Verhören unterziehen: „Wir hörten eine russische Stimme: ‚Russen rauskommen!‘ Es waren unsere russischen Soldaten. Wir weinten vor Freude, küssten und umarmten sie. Sie wiesen uns an, ins Hinterland unserer Truppen zu gehen. Der Weg war sehr lang und schwer. Danach landeten wir in einem Sammelpunkt. Dort gab es Vernehmungen, und wer die deutsche Sprache konnte, wurde gleich in den Zug verladen und ins Ungewisse verschickt.“

Nicht selten ging mit dem Verdacht des Verrats eine jahrelange Stigmatisierung in der Heimat einher. So berichtet Galina Wertaschonok weiter: „In der Heimat wurden wir auf eine schwere Probe gestellt… 40 Jahre lang galten wir nicht als Menschen. Mehrmals wurden wir vom NKWD vorgeladen, wurden wieder und wieder vernommen.“

(Quellen: Bericht von N. S. Wladyschtschenko, in: „So war es.“ Zwangsarbeit in der Region Dahme-Spreewald, Hrsg. Dahme-Spreewald e.V., Zeuthen 2002; Brief der ehemaligen Zwangsarbeiterin Galina Ippolitowna Wertaschonok an die Berliner Geschichtswerkstatt, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit – Sammlung Berliner Geschichtswerkstatt; Volker Ulrich, „Acht Tage im Mai. Die letzten Wochen des Dritten Reiches,“ München: C.H. Beck, 2020.)

 

Samstag, 19. Mai 1945

Kaulsdorf: Rekrutierung in die Rote Armee


Vielen Zwangsarbeiter*innen sowjetischer Staatsangehörigkeit (sog. „Ostarbeiter“) bleibt auch nach ihrer Befreiung kaum eine Möglichkeit mit der veränderten Situation umzugehen. Sofern sie bei Kräften sind und nicht der Kollaboration mit dem Feind beschuldigt werden, verpflichtet die Rote Armee sie sofort zur Ableistung ihres Militärdienstes. Bereits während des Vormarschs auf die Reichshauptstadt rekrutierten die sowjetischen Truppen befreite Zwangsarbeiter*innen in die eigenen Reihen. Einige nahmen als Rotarmisten an der Schlacht um Berlin teil. Der ehemalige ukrainische Zwangsarbeiter Sigmund Iwanowitsch Sdorowezkij berichtet: „Unmittelbar nach der Befreiung Anfang April [sic!] wurde ich in die Sowjetarmee einberufen und wurde beim Sturm Berlins eingesetzt. In den Kämpfen um Berlin wurde ich verwundet und verschüttet. Die Sowjetarmee verfuhr mit mir wie mit allen.“

Piotr Emeljanowitsch Besrutschko erinnert sich an seine Befreiung im Lager Kaulsdorfer Straße 90: „Eines Nachts im April wurde ich wach und im Lager waren unsere Panzer, Geschütze und Katjuschas. Die ganze Bewachung war geflohen. Morgens kamen unsere [Soldaten] in die Baracke und sagten, dass wir packen und uns draußen aufstellen sollten. Sie haben uns nach Strausberg geschickt … Am nächsten Tag wurden wir gebadet, wir bekamen Armeeuniformen und so waren wir schon in der Armee.“

Viele befreite Zwangsarbeiter erleben den Einsatz für die Rote Armee als ehrenvolle Aufgabe, so etwa der Wasyl T. Kudrenko, der unmittelbar nach der Befreiung in Berlin für einen Oberleutnant arbeitet: „So vergeht unser Leben, fern von der Heimat, in der Höhle des zerschlagenen, besiegten faschistischen Tieres, das kapituliert hat… Ich habe beschlossen, ohne Schonung meines eigenen Lebens alle Kräfte für das Aufblühen und die Sache der Heimat zu geben.“

Auch jenen die mit Enthusiasmus in den Militärdienst gehen, bleibt jedoch die politische Überprüfung durch Offiziere des sowjetischen Geheimdienstes in der Regel nicht erspart. So notiert Kudrenko am 25. Mai 1945 in sein Tagebuch: „Heute ist mir bekannt geworden, dass ich auf Befehl des Abteilungsleiters zum Durchgangspunkt zwecks Weiterführung in die Sowjetunion fahren muss… Unser sowjetischer Sicherheitsdienst kontrolliert aufmerksam die Menschenströme, weil mehrere Verräter … nach Deutschland durchdrangen. Die Sicherheitskräfte haben immer recht. Ich habe Verständnis. Ich bin ein Unschuldiger, ich wurde unter Zwang verschleppt.“

In den meisten Fällen verzögert die unmittelbare Rekrutierung in die Rote Armee die Rückkehr der ehemaligen Zwangsarbeiter in die Heimat um Monate oder gar Jahre. Der ukrainische Zwangsarbeiter Michail Iwanowitsch Kodasch muss vor 1945 zunächst bei der GASAG in Berlin-Köpenick arbeiten. Anschließend wird er im DEMAG Panzerwerk Berlin-Spandau als Laufbursche eingesetzt. Nach seiner Befreiung im Frühjahr 1945 in Nauen bei Berlin wird Kodasch für vier Jahre in die Rote Armee verpflichtet: „Ich habe als Traktorist gearbeitet. Zu Hause hat mich niemand erwartet.“ 1949 wird er in Halle (Saale) aus dem Militärdienst entlassen.

Nicht nur Männer, auch sowjetische Frauen werden noch auf deutschem Boden von der Roten Armee verpflichtet und zu Arbeiten in unterschiedlichen Abteilungen eingesetzt. Die Ukrainerin N. S. Wladyschtschenko berichtet: „Die Mehrzahl der männlichen Ostarbeiter ging zur kämpfenden Truppe, und ich arbeitete mit anderen Mädchen in der Armeeküche.“

Auch Marfa Semjonowna Buchal aus Dudarkow in der Ukraine erinnert sich: „Uns befreite am 22. April 1945 die Rote Armee. Man schickte uns zu Fuß auf denselben Weg wie die Munition an die Front. In der Sowjetarmee machte uns niemand Vorwürfe… wir wurden aufgenommen wie Verwandte.“

(Quellen: „Zwangsarbeit in Berlin 1938-1945, Hrsg. Arbeitskreis Berliner Regionalmuseen, Berlin: Metropol-Verlag 2003; „So war es. Zwangsarbeit in der Region Dahme-Spreewald,“ Hrsg. Kulturlandschaft Dahme-Spreewald e.V., Zeuthen: 2011; Brief von Michail Iwanowitsch Kodasch an die Berliner Geschichtswerkstatt, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit; „Das Lagertagebuch des Zwangsarbeiters Wasyl T. Kudrenko,“ Hrsg. Wolfgang G. Krogel, Berlin: Wichern-Verlag 2005)